Störung mit Super-Power im Rucksack.

Was ist ADHS?

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist eine komplexe Störung, bei welcher genetische und neurobiologische Faktoren sowie psychosoziale Einflüsse als Ursachen eine Rolle spielen. Menschen mit ADHS zeigen oft strukturelle und funktionelle Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen. Die Verfügbarkeit von Neurotransmittern ist herabgesetzt. Die Signalübertragung ist vermindert und das Gehirn ist einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt, was eine Vielzahl von Symptomen zur Folge hat.

ADHS Behandlung

Die Behandlung von ADHS basiert idealerweise auf einem multimodalen Therapiekonzept, welches eine Kombination aus pädagogischen, psychologischen (Verhaltenstherapie, Psychoeduktation) und medikamentösen Interventionen ist. Die Devise soll sein: Soviel wie nötig und so wenig wie möglich.

Bei ADHS scheint die Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt vermindert zu sein. Es handelt sich demnach um eine Stoffwechselerkrankung des Gehirns. Dies resultiert wahrscheinlich aus gestörten Mechanismen in Gehirnbereichen, die das Vorhandensein dieser Botenstoffe regulieren. Die Behandlung von ADHS konzentriert sich oft darauf, die Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter zu erhöhen und somit eine Verbesserung der Symptome und des Wohlbefindens zu erreichen.

„Symptome“ oder

Wie sich ADHS zeigen kann

Die ADHS-Fachwelt orientiert sich an zwei verschiedenen Diagnosemanualen. Einerseits am ICD 10 von der WHO und andererseits am DSM 5 der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft. Gemäss beiden Katalogen werden die Symptome in drei Blöcke unterteilt:

  • Unaufmerksamkeit

    1. Vergesslichkeit bei alltäglichen Aktivitäten

    2. Unaufmerksamkeit bei Detailarbeit, Fehler in der Arbeit oder in Aufgaben

    3. Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und Aktivitäten aufrechtzuerhalten

    4. Scheinen nicht zuzuhören, wenn sie direkt angesprochen werden

    5. Nicht beenden von Aufgaben und Probleme Anweisungen zu folgen

    6. Schwierigkeiten Aufgaben und Aktivitäten zu planen und zu organisieren

    7. Vermeiden oder Abneigung gegenüber Aufgaben, die länger anhaltende geistige Anstrengung erfordern

    8. Tendenz, Gegenstände zu verlieren, die für Aufgaben benötigt werden

    9. Leicht ablenkbar durch äussere Reize

  • Hyperaktivität

    1. Übermäßige motorische Unruhe und Impulsivität

    2. Schwierigkeiten, längere Zeit ruhig zu sitzen oder zu warten

    3.Häufiges Herumlaufen oder exzessives Klettern in unpassenden Situationen

    4. Schwierigkeiten, ruhige Aktivitäten und Freizeitaktivitäten durchzuführen

    5. Reden in unpassenden Situationen oder in übermässigem Ausmass

    6. Schwierigkeiten, das eigene Verhalten zu kontrollieren, wenn es angemessen wäre

  • Impulsivität

    1. Tendenz, in Aktivitäten "hineinzuplatzen" oder die Antworten auf Fragen abzubrechen

    2. Schwierigkeiten, das eigene Verhalten zu kontrollieren, wenn es angemessen wäre

    3. Impulsives Handeln ohne ausreichende Überlegung

Die Symptomblöcke erklären teilweise die Abkürzung ADHS.

Das I der Impulsivität fehlt im Namen aus bisher ungeklärten Gründen.

AD Aufmerksamkeitsdefizit

H Hyperaktivität

S Syndrom oder Störung

Viele Facetten.

Nicht alle Symptome müssen auftreten, und auch nicht alle Symptome in gleicher Intensität. Genau dieser Fakt gibt ADHS viele verschiedene Gesichter.

ADHS ist nicht gleich ADHS.

Die Subtypen von ADHS

Wir unterscheiden drei Subtypen von ADHS.

  • ADHS kombinierter Typ

    Der sogenannte Mischtyp. Dies ist der am häufigsten diagnostizierte Subtyp. Er umfasst sowohl unaufmerksame als auch hyperaktive-impulsive Symptome. Menschen mit diesem Subtyp zeigen eine breite Palette von ADHS-Symptomen, die sowohl Unaufmerksamkeit als auch Impulsivität und Hyperaktivität einschliessen.

  • ADHS überwiegend unaufmerksamer Typ

    In vielen Köpfen ist für diese sogenannte Träumerchenvariante der Begriff ADS geläufig. Heute spricht die Fachwelt auch bei diesem Subtypen von ADHS wobei das H bei dieser Variante für Hypo steht. Dieser Subtyp zeichnet sich hauptsächlich durch Unaufmerksamkeit, Ablenkbarkeit und Schwierigkeiten beim Organisieren von Aufgaben aus. Menschen mit diesem Subtyp haben oft Probleme, ihre Aufmerksamkeit auf Details zu richten, Aufgaben zu strukturieren und abzuschliessen. Hyperaktivität und Impulsivität sind weniger ausgeprägt.

  • ADHS überwiegend hyperaktiv – impulsiver Typ

    Bei diesem seltenen Subtyp stehen Hyperaktivität und Impulsivität im Vordergrund. Personen mit diesem Subtyp haben Schwierigkeiten ruhig zu sitzen, zu warten und impulsive Handlungen zu kontrollieren. Unaufmerksamkeit ist weniger ausgeprägt.

Wer sagt denn nun, ob ich ADHS habe, oder nicht?

ADHS Diagnose

Ich höre oft „ach jeder hat doch ein bisschen ADHS“, das ist ein Pharmagäg oder es ist eine Modediagnose die Faulheit oder eine schlechte Erziehung entschuldigt. Wenn sich der Betroffene nur ein bisschen bemühen würde, gäbe es keine Probleme. Nein, das stimmt so definitiv nicht – das sind unqualifizierte Aussagen, die uns nicht verunsichern sollen.

Damit ein Facharzt die Diagnose ADHS stellt, müssen viele Kriterien erfüllt sein. Von den obengenannten Symptomen muss eine gewisse Mindestzahl über einen längeren Zeitraum in mehr als einem Lebensbereich sichtbar sein . Die Symptome müssen bereits im Kindesalter auftreten UND es muss die Person im Alltag wesentlich einschränken und belasten. Weiter müssen zur Diagnosestellung andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen sein.

Es stimmt, die Diagnose wird heute öfter gestellt als noch vor 30 Jahren. Dies liegt daran, dass Missstände heute weniger tatenlos hingenommen werden und sehr intensiv geforscht wird. Die Gesellschaft ist heute glücklicherweise offener über „Normabweichungen“ zu sprechen und sie zu akzeptieren, Tabus zu brechen und wohlwollender mit besonderen Menschen umzugehen.

Jeder Mensch soll angenommen werden, wie er ist. Seine Schwächen sollen mitgetragen und seine Stärken gefördert werden.

Wen betrifft die Diagnose AHDS?

Familien-Angelegenheit

ADHS ist eine Familien-Angelegenheit. Dies gleich aus zwei Gründen. Einerseits weil die Ursache in vielen Fällen einen genetischen Ursprung hat und somit mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere Personen in der Familie von ADHS betroffen sind und andererseits, weil sich die Symptome von ADHS auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken und das Familiengefüge stark beeinflussen können. Je besser die Familienmitglieder und das Umfeld über ADHS informiert sind, desto unterstützender, konfliktarmer und gelassener kann der alltägliche Umgang miteinander sein.